Emotionsverspannung – Teil III

Ja, die traditionelle chinesische Medizin ist da schon sehr genau und mega interessant. Nun aber wieder zurück zu unserem westlichen Wissen. Wenn ein Organ eine Spannung aufbaut oder sogar ein Problem hat, so wird immer auch das vegetative Nervensystem mit involviert sein. In diesem Zusammenhang können wir in der Osteopathie Spannungen finden auf der jeweiligen Höhe des Versorgungsgebietes des Sympathikus in der Brustwirbelsäule. Jedes Organ hat seine eigene Parasympathische und Sympathische Innervation, das ist unser vegetatives Nervensystem. Es bekommt also seine nervalen Informationen aus einem bestimmten Segment der Wirbelsäule. Wenn wir diese Segmente kennen, können wir diese Informationen in die Behandlung von Beschwerden mit einfließen lassen und evtl. schneller die Ursache für das Problem finden. Bei wiederkehrenden Blockaden in einem bestimmten Segment der Brustwirbelsäule, sollte man immer auch die dazugehörigen Organe mit untersuchen.

Außerdem gehen die vegetativen Nerven nicht direkt von der Wirbelsäule zu den Organen. Sie verbinden sich in verschiedenen Nervengeflechten, den „Plexen“. Das bekannteste Nervengeflecht ist der Solarplexus. Dieser besteht aus dem Plexus coeliacum und dem Plexus mesentericum superior. Wir finden den Solarplexus ca. auf Höhe des 12. Brustwirbels bis zum 2. Lendenwirbel genau vor der Wirbelsäule. Hier raus wird fast das gesamte Verdauungssystem innerviert. Außerdem unter anderem die Nieren, die Leber und die Gallenblase.

Wenn die in den vorangegangenen Beiträgen erwähnte Patientin von Herr Jacobsen also die Spannung in ihrem Oberbauch gespürt und losgelassen hat, muss ich davon ausgehen, dass sie entweder das Zwerchfell oder zumindest Muskeln in der Nähe der Plexen gespürt und bewusst entspannen konnte.

In der Osteopathie hat man irgendwann festgestellt, dass man vor allem beim Behandeln von Faszienspannungen manchmal Emotionen auslöst. Man geht zurzeit davon aus, dass man beim Lösen dieser Spannungen eine alte, im Körper gespeicherte Emotion wieder hervorruft und dann hoffentlich auflöst. In der chinesischen Medizin würde man sagen, dass an dieser Stelle im Meridiansystem das Chi blockiert ist. Erst wenn die Emotion gelöst ist kann das Chi wieder frei fließen und erst dann kann die daraus resultierende Krankheit vom Körper selbst wieder bekämpft werden, um die Harmonie wiederherzustellen.

Bei diesen Emotionen muss man schon sehr vorsichtig sein und immer mit dem Patienten zusammen abgesprochen vorgehen. Manchmal löst man automatisch irgendeine Emotion und es kann sein, dass es gut für den Patienten ist. Es gibt jedoch auch Emotionen, die manch ein Patient vielleicht lieber tief in sich vergraben lassen will. Emotionen, die man nicht wieder spüren, sondern lieber vergessen möchte. Auch wenn wir wissen, dass manche körperlichen Beschwerden niemals optimal behandelt werden können ohne diese Emotion zu bearbeiten, müssen wir das akzeptieren. In diesem Fall empfehle ich eher eine psychotherapeutische Betreuung hinzuzunehmen, um das Problem von möglichst vielen Seiten anzugehen.

Weitere Informationen dazu, wie immer, beim nächsten Mal.

Euer Andreas

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